Chronisch kranke Kinder – Impfungen im Überblick
Chronisch kranke Kinder – Impfungen im Überblick
Welche Impfungen empfiehlt die STIKO für chronisch kranke Kinder und Jugendliche? Warum sind Impfungen für Patient:innen mit Autoimmunerkrankungen oder chronisch-entzündlichen Erkrankungen besonders wichtig? Und wie können Kontaktpersonen zum Schutz von gefährdeten jungen Patient:innen beitragen?
Welche Impfungen werden für Kinder und Jugendliche mit chronischen Erkrankungen empfohlen?
Die Mehrheit der Kinder und Jugendlichen wächst in Deutschland gesund auf. Etwa jedes 6. Mädchen bzw. jeder 6. Junge zwischen 0 und 17 Jahren leidet jedoch an einer chronischen Erkrankung – am häufigsten an Asthma.1 Welche Impfungen empfiehlt das Robert Koch-Institut (RKI) für betroffene Kinder und Jugendliche?
- Auch für Patient:innen mit einer chronischen Erkrankung gilt: Sie sollten alle im Impfkalender der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlenen Standardimpfungen erhalten, wenn keine spezifischen Kontraindikationen bestehen.2
- Außerdem können für Kinder und Jugendliche mit chronischen Erkrankungen z. B. folgende Indikationsimpfungen relevant sein:
Impfungen bei Kindern mit Autoimmunerkrankungen oder chronisch-entzündlichen Erkrankungen
Eine Gruppe, die besonders von Impfungen profitiert, sind Patient:innen mit Autoimmunerkrankungen und anderen chronisch-entzündlichen Erkrankungen (z. B. juvenile idiopathische Arthritis, chronisch entzündliche Darmerkrankungen).4 Warum?
- Betroffene haben ein erhöhtes Infektionsrisiko. Teilweise liegt das an der Erkrankung selbst und teilweise an den erforderlichen Medikamenten (z. B. Glukokortikoide, Biologika).4
- Im Falle einer Infektion kann das Risiko für schwere Verläufe bzw. Komplikationen erhöht sein. Das gilt zum Beispiel für Influenza, Windpocken, Pneumokokken-Erkrankungen, Masern oder Hepatitis B.4
Tot- oder Lebendimpfstoff – das ist hier die Frage
Was muss man bei der Impfung von Patient:innen mit Autoimmunkrankheiten oder chronisch-entzündlichen Erkrankungen beachten? Wichtige Grundsätze sind:4
- Impfungen sollten möglichst vor Beginn einer immunsuppressiven Therapie abgeschlossen sein.
- Totimpfstoffe können grundsätzlich auch unter immunsuppressiver Therapie verimpft werden, ohne dass ein erhöhtes Risiko für Nebenwirkungen besteht. Der Impferfolg kann eingeschränkt sein, ist aber häufig ausreichend.
- Lebendimpfstoffe sollten während einer immunsuppressiven Therapie grundsätzlich nicht verimpft werden. Es gibt allerdings wenige Ausnahmen unter Berücksichtigung der individuellen Nutzen-Risiko-Einschätzung.
Auch an enge Kontaktpersonen denken
Manchmal können besonders gefährdete Kinder und Jugendliche eine bestimmte Impfung nicht erhalten – z. B. aufgrund einer immunsuppressiven Therapie4 oder weil sie noch zu jung sind2. Oder eine Impfung ist zwar möglich, aber es ist von einer reduzierten Wirksamkeit der Impfung auszugehen.2 In solchen Fällen kann die Impfung von engen Kontaktpersonen zum Schutz der Kinder und Jugendlichen beitragen. Beispiele hierfür sind:
Fazit
Kinder und Jugendliche mit einer chronischen Erkrankung sollten alle im Impfkalender der STIKO empfohlenen Standardimpfungen erhalten, wenn keine spezifischen Kontraindikationen vorliegen.2 Darüber hinaus können Indikationsimpfungen relevant sein (z. B. gegen Pneumokokken, Influenza, Meningokokken ACWY und B, Windpocken2 und COVID-193). Auch enge Kontaktpersonen können durch Impfungen einen Beitrag zum Schutz von besonders gefährdeten Kindern und Jugendlichen leisten.2
Quellen:
- Robert Koch-Institut (RKI). Individuelle Verläufe von Asthma, Adipositas und ADHS beim Übergang von Kindheit und Jugend ins junge Erwachsenenalter. Journal of Health Monitoring 2021;6(S5):1-16.
- Robert Koch-Institut (RKI). Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut 2023. Epid Bull 2023;4:3-68.
- Robert Koch-Institut (RKI). Empfehlung der STIKO zur Implementierung der COVID-19-Impfung in die Empfehlungen der STIKO 2023 und die dazugehörige wissenschaftliche Begründung. Epid Bull 2023;21:7-48.
- Wagner N et al. Impfen bei Immundefizienz – Anwendungshinweise zu den von der Ständigen Impfkommission empfohlenen Impfungen. (IV) Impfen bei Autoimmunkrankheiten, bei anderen chronisch-entzündlichen Erkrankungen und unter immunmodulatorischer Therapie. Bundesgesundheitsbl 2019;62:494-515.
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