Weltweite Strategien zur Elimination des Zervixkarzinoms

Weltweite Strategien zur Elimination des Zervixkarzinoms

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft das Zervixkarzinom als vermeidbare Erkrankung ein, welche zu nahezu 100 % durch eine Infektion mit Humanen Papillomviren (HPV) verursacht wird. Gebärmutterhalskrebs zählt immer noch zu den häufigsten Krebsarten und den häufigsten Ursachen krebsbedingter Todesfälle weltweit.1 Dank einer vermehrten weltweiten Aufmerksamkeit für die Eliminierung HPV-assoziierter Karzinome haben neben der WHO die Europäische Krebsgesellschaft (ECO) und das deutsche Bundesministerium für Bildung und Forschung Programme zur Elimination von Gebärmutterhalskrebs ins Leben gerufen.2, 3 Eine wesentliche Säule dieser Initiativen ist die Impfung gegen HPV.1–3

Weltweite Strategien zur Elimination des Zervixkarzinoms

WHO-Strategie gegen Zervixkarzinom

Ende 2020 hat die WHO den Startschuss für ihre globale Strategie zur Elimination des Zervixkarzinoms gegeben.4 Alle 194 Mitgliedsländer haben sich dazu verpflichtet, diese Strategie umzusetzen, so auch Deutschland.5 Im Rahmen der Strategie wurden die Länder aufgefordert, bis 2030 dafür zu sorgen, dass:5

  • mindestens 90 % der Mädchen bis zum Alter von 15 Jahren vollständig gegen HPV geimpft sind.
  • 70 % der Frauen im Alter von 35 und erneut mit 45 Jahren auf Gebärmutterhalskrebs getestet werden,
  • mindestens 90 % der Frauen mit diagnostizierten Vorstufen des Zervixkarzinoms bzw. invasivem Zervixkarzinom eine Therapie erhalten.

Abbildung modifiziert von MSD nach Daten von World Health Organization 2020, Global strategy to accelerate the elimination of cervical cancer as a public health problem, S. 21.5

Deutschland: Nationale Dekade gegen Krebs

Auch die ECO verfolgt mit ihrem Aktionsplan die Eliminierung bestimmter HPV-assoziierter Krebserkrankungen. Der Aktionsplan umfasst u. a. ein flächendeckendes Impfprogramm für beide Geschlechter.2

Auf deutscher Ebene wird die Prävention möglichst vieler Krebsneuerkrankungen durch die Nationale Dekade gegen Krebs, einer Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, angestrebt.3 Dabei spielt die HPV-Impfung eine entscheidende Rolle bei der Bekämpfung gegen bestimmte HPV-assoziierte Krebserkrankung en.3 Hierzulande erhielten im Jahr 2019 4.575 Frauen die Diagnose Zervixkarzinom, das mittlere Erkrankungsalter für ein invasives Zervixkarzinom lag bei 55 Jahren. Demgegenüber standen in 2019 1.597 Todesfälle aufgrund von Gebärmutterhalskrebs. Die relative 5-Jahres-Überlebensrate nach der Diagnose lag bei 65 %.6

HPV-Impfung in Deutschland für Mädchen und Jungen

Seit 2007 wird die HPV-Impfung für Mädchen durch die STIKO empfohlen, welche zunächst nur die Altersgruppe 12-17 Jahre umfasste.7 Seit 2014 wird die HPV-Impfung als Standardimpfung im Alter von 9-14 Jahren und als Nachholimpfung für die Altersgruppe der 15-17-jährigen Mädchen empfohlen.8 Im Juni 2018 weitete die STIKO die HPV-Impfempfehlung auf Jungen der gleichen Altersgruppen aus.9 So sollen die Übertragung von HP-Viren durch Männer sowie bestimmte HPV-assoziierte Erkrankungen auch bei Männern reduziert werden.10 Nachgeholt werden kann die Impfung für Jungen und Mädchen kostenfrei bis zum Alter von 17 Jahren.

Daten einer aktuellen Studie von Wähner et. al. zur monatlichen Inanspruchnahme der ersten HPV-Impfdosen nach Einführung der STIKO-Empfehlung und Kostenerstattung für die Jungen zeigten zusätzlich die Impfdynamik während der COVID-19-Pandemie.11 Als Basis für diese retrospektive Kohortenstudie dienten zwei Datenbanken mit Informationen zu landesweit verabreichten Impfdosen aller Jugendlichen zwischen 9 bis 14 und 15 bis 17 Jahren, in Übereinstimmung mit dem von der STIKO empfohlenen Impfalter, die mindestens eine Impfdosis während des Studienzeitraums erhalten hatten (Januar 2018 bis Dezember 2021).11 Im Vergleich zu den gleichen Monaten im Jahr 2019 ist die Zahl der pro Monat verabreichten HPV-Impfdosen bei deutschen Jugendlichen während der COVID-19-Pandemie 2020/2021 erheblich gesunken.11 Die wenigsten Impfungen fanden während des ersten Lockdowns 2020 statt.11 Bei den Erstimpfungen waren es 2021 im Vergleich zu 2019 bei Jungen bis zu 71 % und bei Mädchen bis zu 60 % weniger.11 Das Ziel sollte es sein, diese Impfquoten weiterhin zu verbessern.

Gesetzliches Früherkennungsprogramm

Das gesetzliche Früherkennungsprogramm für Zervixkarzinome ermöglicht für jede krankenversicherte Frau in Deutschland zwischen 20 und 34 Jahren einmal jährlich einen Zellabstrich der Zervix (PAP-Abstrich) zur Feststellung von Zellveränderungen. Seit Januar 2020 können Frauen ab 35 Jahren neben der jährlichen gynäkologischen Untersuchung alle drei Jahre einen Test auf HP-Viren durchführen lassen, welcher mit einem PAP-Abstrich kombiniert wird.12

Quellen

  1. World Health Organisation. Global strategy to accelerate the elimination of cervical cancer; 2020 [eingesehen am 09.05.23]. Verfügbar unter: https://www.who.int/initiatives/cervical-cancer-elimination-initiative.
  2. ECO. Eliminating HPV-Caused Cancers & Diseases in Europe: Case for Action; 2019 [eingesehen am 10.05.23]. Verfügbar unter: https://www.europeancancer.org/resources/51:eliminating-hpv-caused-cancers-and-diseases-in-europe-case-for-action.html.
  3. Bundesministerium für Bildung unf Forschung. Karliczek: Impfen rettet Leben!: Wichtigster Schutz vor Masern, Krebs und weiteren lebensbedrohlichen Krankheiten [Pressemitteilung: 046/2020]; 2020.
  4. World Health Organisation. A cervical cancer-free future: First-ever global commitment to eliminate a cancer [News release]; 2020 [eingesehen am 10.05.23]. Verfügbar unter: https://www.who.int/news/item/17-11-2020-a-cervical-cancer-free-future-first-ever-global-commitment-to-eliminate-a-cancer.
  5. World Health Organisation. Global strategy to accelerate the elimination of cervical cancer 2020 [eingesehen am 11.05.23]. Verfügbar unter: https://www.who.int/initiatives/cervical-cancer-elimination-initiative.
  6. Zentrum für Krebsregisterdaten. Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) [eingesehen am 10.05.23]. Verfügbar unter: https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Gebaermutterhalskrebs/gebaermutterhalskrebs_node.html.
  7. Robert Koch-Institut (RKI). Epidemiologisches Bulletin. Epid Bull 2007; (12):97–106.
  8. Robert Koch-Institut (RKI). Epidemiologisches Bulletin. Epid Bull 2014; (35):341-350.
  9. Robert Koch-Institut (RKI). Epidemiologisches Bulletin. Epid Bull 2018; (26):1-22.
  10. AG der Ständigen Impfkommission (STIKO). Wissenschaftliche Begründung für die Empfehlung der HPV- Impfung für Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren: Epid Bull 2018;26:233 – 250.
  11. Wähner C et al. Uptake of HPV vaccination among boys after the introduction of gender-neutral HPV vaccination in Germany before and during the COVID-19 pandemic. Infection 2023:1–12.
  12. Krebsinformationsdienst. Gebärmutterhalskrebs-Früherkennung; 2021 [eingesehen am 10.05.23]. Verfügbar unter: https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/gebaermutterhalskrebs/frueherkennung.php.

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