Einfluss der Covid-19-Pandemie auf die Anzahl der monatlich verabreichten HPV-Impfstoffdosen

Einfluss der Covid-19-Pandemie auf die Anzahl der monatlich verabreichten HPV-Impfstoffdosen

Studienergebnisse zeigen den Einfluss der COVID-19-Pandemie auf die monatlich verabreichten HPV-Impfdosen bei Mädchen und Jungen in Deutschland.1

Die meisten Menschen stecken sich im Laufe ihres Lebens mit dem humanen Papillomvirus (HPV) an.2 Eine Impfung stellt dabei eine der wichtigsten Präventionsmaßnahmen dar. Die Impfung gegen HPV kann Infektionen vorbeugen, die im späteren Verlauf zu bestimmten HPV-bedingten Karzinomen führen können. Zur Reduktion der Krankheitslast durch bestimmte HPV-assoziierte Tumore, empfiehlt die STIKO die HPV-Impfung für Kinder und Jugendliche im Alter von 9-14 Jahren. Versäumte Impfungen sollen bis zum Tag vor dem 18. Geburtstag nachgeholt werden.3 Neben Mädchen können auch Jungen durch eine Impfung nicht nur sich selbst vor einer Infektion mit bestimmten HPV-Typen und Folgeerkrankungen schützen, sondern darüber hinaus einer Übertragung vorbeugen und so unter anderem einen Beitrag zur Bekämpfung des Zervixkarzinoms leisten.4

HPV-Impfung für Kinder und Jugendliche

Bereits seit 2007 besteht die Empfehlung der STIKO für die HPV-Schutzimpfung für Mädchen damals noch für das Alter von 12-17 Jahren in Deutschland. Im Jahr 2014 wurde das Impfalter auf 9- bis 14-Jährige angepasst, mit Nachholmöglichkeit bis zum Alter von 17 Jahren. Für Jungen derselben Altersgruppe folgte die Empfehlung 2018. Bei 9- bis 17-jährigen Mädchen und Jungen wird diese Impfung von den gesetzlichen und in der Regel auch von den privaten Krankenversicherungen bezahlt.1 Eine Ansteckung mit HPV ist schon beim ersten sexuellen Kontakt möglich, daher sollte die vollständige Impfserie möglichst vor diesem erfolgen.5

Bisher waren die Impfquoten noch überschaubar, so lagen diese für eine vollständige HPV-Impfserie bei 15-jährigen Mädchen im Jahr 2020 bundesweit bei 51 %.6 In jeder einzelnen Altersstufe der 9- bis 18-jährigen Jungen haben bundesweit bis zu 32,7 % (14-Jährige) eine HPV-Impfserie bereits begonnen, aber nicht mehr als 17 % (15-Jährige) die HPV-Impfung abgeschlossen.6

Strategien zur Elimination des Zervixkarzinoms

Sowohl die WHO als auch die EU haben sich einem Ziel verschrieben: Weltweite HPV-Impfquoten von mindestens 90 % bei 15-jährigen Mädchen bis 2030 erreichen, um das Zervixkarzinom zu eliminieren.7, 8 Auch bei Jungen sollen die HPV-Impfquoten deutlich gesteigert werden.8

Impfquoten bei Jungen zeigen positiven Trend, aber es besteht Luft nach oben

Im Jahr 2022 wurde im Auftrag von MSD eine Umfrage unter Patient:innenn zwischen 18-26 Jahren durchgeführt zu den Themen Einstellung gegenüber der HPV-Impfung, Generelles Informationsverhalten zu Gesundheitsthemen, Aktueller Impfstatus für HPV (inkl. Rolle des Arztes, bzw. der Ärztin) und Kenntnisstand über HPV. Die Ergebnisse zeigten ebenfalls Unterschiede zwischen den Geschlechtern beim HPV-Impfstatus sowie dem Impfalter und der HPV-Impfbereitschaft auf. Die Impfung war bei jungen Frauen verbreiteter, demgegenüber zeigten die jungen Männer aber eine positivere Impfbereitschaft. Zusätzlich war das Impfalter bei männlichen Teilnehmenden durchschnittlich höher (Abb. 1).9

Die Abbildung zeigt den Impfstatus, die Impfbereitschaft (Balkendiagramm) und das Impfalter (Informationen in grün neben den Balkendiagrammen) bei Jungen und Männern (n=211) sowie Mädchen und Frauen (n=276) in 2022. Fragen an Teilnehmende waren:
Frage 1: Wurden Sie bereits gegen HPV geimpft?
Frage 2: In welchem Alter wurden Sie gegen HPV geimpft?
(Abb. nach: GIM 2023)

*Signifikanter Unterschied [95%-Niveau] zwischen männlichen und weiblichen Teilnehmenden

Auswirkungen der Pandemie auf die Anzahl der monatlich verabreichten HPV-Impfstoffdosen

Daten von Wähner et. al. zur monatlichen Inanspruchnahme der HPV-Impfung nach Einführung der STIKO-Empfehlung und Kostenerstattung für Jungen zeigten außerdem die Impfdynamik während der COVID-19-Pandemie.1 Als Basis für diese retrospektive Datenanalyse dienten zwei Datenbanken mit Informationen zu landesweit verabreichten Impfdosen von Jugendlichen zwischen 9 – 14 und 15 – 17 Jahren, in Übereinstimmung mit dem von der STIKO empfohlenen Impfalter.1

Nur vier Monate nach der Einführung der Kostenerstattung der Impfung für Jungen war der monatliche Uptake für die Erstimpfung bei Jungen mit der von Mädchen vergleichbar und übertraf diesen sogar in einigen der folgenden Monate.1

Im Vergleich zu den gleichen Monaten im Jahr 2019 ist die Zahl der pro Monat verabreichten HPV-Impfdosen bei deutschen Jugendlichen während der COVID-19-Pandemie 2020/2021 erheblich gesunken.1 Die wenigsten Impfdosen wurden während des Sommers 2021 verabreicht (Abb. 2).1 Bei den Erstimpfungen waren es 2021 im Vergleich zu 2019 bei Jungen teilweise bis zu 71 % und bei Mädchen bis zu 60 % weniger.1

Monatlich verabreichte Erstdosen von HPV-Impfungen nach Geschlecht in der Altersgruppe 9-14 der Patient:innen zwischen 2018 und 2021
(Abb. nach: Wähner C et al. 2023)

In der Studie wurde als mögliche Erklärung angenommen, dass die Bereitstellung der COVID-19 Impfungen in Arztpraxen im Jahr 2021 dazu führte, dass Routineimpfungen aufgeschoben wurden.1 Zusätzlich nahmen deutlich weniger Menschen während der Pandemie Arztbesuche wahr, wie die Daten einer Krankenkasse (DAK) zeigten.1 Das Ziel sollte sein, diesen Rückstand wieder aufzuholen und einen vollständigen Impfschutz zu erreichen.1

Abkürzungen:

HPV: Humane Papillomviren
STIKO: Ständige Impfkommission

Quellen

  1. WADDIN CitaviBibliography1. Wähner C et al. Uptake of HPV vaccination among boys after the introduction of gender-neutral HPV vaccination in Germany before and during the COVID-19 pandemic. Infection 2023:1–12.
  2. IQWiG – Gesundheitsinformation.de. Gebärmutterhalskrebs [eingesehen am 09.08.23]. Verfügbar unter: https://www.gesundheitsinformation.de/gebaermutterhalskrebs.html.
  3. Robert Koch-Institut (RKI). Empfehlungen der Ständigen Impfkommission beim Robert Koch-Institut 2023. Epidemiologisches Bulletin. Epid Bull 4/2023.
  4. Robert Koch-Institut (RKI). AG HPV der Ständigen Impfkommission (STIKO): Wissenschaftliche Begründung für die Empfehlung der HPV-Impfung für Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren. Epid Bull 2018;26:233 – 250.
  5. Krebsinformationsdienst. HPV-Impfung_Antworten auf häufige Fragen: Was bringt die Tumorviren-Impfung; 2020 [eingesehen am 08.08.23]. Verfügbar unter: https://www.krebsinformationsdienst.de/vorbeugung/risiken/hpv-impfung.php.
  6. Rieck T, Feig M, Siedler A. Impfquoten von Kinderschutzimpfungen in Deutschland – aktuelle Ergebnisse aus der RKI-Impfsurveillance. Epid Bull 2022;48:3-25
  7. World Health Organisation. Global strategy to accelerate the elimination of cervical cancer; 2020 [eingesehen am 16.08.23]. Verfügbar unter: https://www.who.int/initiatives/cervical-cancer-elimination-initiative.
  8. Europäische Kommission. Europas Plan gegen den Krebs: Neue Maßnahmen für einen besseren Zugang zu Prävention, Früherkennung, Behandlung und Versorgung bei Krebs 2022; 2022 [eingesehen am 23.06.23]. Verfügbar unter: https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/de/ip_22_702.
  9. GIM – Relevance Counts. HPV-Impfung bei 18 – 26 Jährigen: Ergebnisse einer qauantitativen Repräsentativerhebung mit jungen Erwachsenen in Deutschland [P22-0701]; 2022.

DE-NON-04751 09/23