Spät dran? Die 6-fach-Impfung im Fokus
Spät dran? Die 6-fach-Impfung im Fokus
Regelmäßig werden die Impfquoten der durch die STIKO empfohlenen Impfungen veröffentlicht.1 Was verraten die Daten der Impfsurveillance der Kassenärztlichen Vereinigungen über den Impfschutz von Kindern in Deutschland?

Trotz gutem Niveau: Abzüge in der B-Note
Grundsätzlich sind die Impfquoten bei Kindern und Jugendlichen auf einem hohen Niveau. Trotzdem gibt es Abzüge in der B-Note: Impfserien werden häufig erst später als empfohlen begonnen oder nicht vollendet. Damit sind viele Kinder nicht vollständig gegen impfpräventable Krankheiten geschützt.1
Tetanus, Diphtherie, Pertussis, Polio, Hib und HepB: Spät dran
Bei Kindern in sehr jungem Alter lagen die Impfquoten für die 1. Impfdosis der Standardimpfungen gegen Tetanus, Diphtherie, Pertussis (Keuchhusten), Poliomyelitis (Kinderlähmung, kurz Polio), H. influenzae Typ b (Hib) und Hepatitis B (HepB) im Alter von 15 Monaten auf einem konstant hohen Niveau von 96 – 97 % (Geburtsjahrgang 2008 – 2021). Der Abschluss der Impfserien (vollständige Impfserie) zur Grundimmunisierung gegen Tetanus, Diphtherie, Pertussis, Polio und Hib erfolgte bei nur 77 % aller Kinder bis am Ende des 2. Lebensjahres. Bei der Impfung gegen HepB waren es 75 %.1
Somit fehlten bei 23 % aller Kinder im Alter von 24 Monaten die 3. Impfstoffdosis gegen die in der 6-fach-Impfung enthaltenen Komponenten. Diese Impfungen werden zwar oftmals bis zum Schulalter nachgeholt, doch im Alter von 2 Jahren ist somit knapp ein Fünftel aller Kinder unzureichend gegen potenziell lebensbedrohliche Krankheiten geschützt.1
Gut zu wissen
In die aktuelle Auswertung der Impfquoten bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland flossen Abrechnungsdaten bis zum 1. Abrechnungsquartal 2024 der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) ein. Neben den KV-Abrechnungsdaten fließen in der Regel zusätzlich auch die Daten der Schuleingangsuntersuchungen (SEU) mit in die Impfquoten ein. Allerdings fanden diese in den Jahren 2021/2022 aufgrund der COVID-19-Pandemie jedoch nicht flächendeckend statt. Die aktuellen Impfquoten beruhen daher ausschließlich auf Daten der KV-Impfsurveillance.1
Poliomyelitis: aktuelle Zahlen verdeutlichen das Problem
Warum hohe Impfquoten auch weiterhin relevant sind, verdeutlichen jüngste Ereignisse: Ende 2024 wurden in Abwasserproben mehrerer deutscher Städte vom Schluckimpfstoff abgeleitete Polioviren nachgewiesen. Diese können theoretisch dafür sorgen, dass Infektionsketten in der Bevölkerung auftreten und Menschen an Poliomyelitis erkranken, auch wenn der Nachweis von Polio-Wildviren in Deutschland zuletzt im Jahr 1990 erfolgte.1
Im Alter von 2 Jahren waren 77 % der Kinder des Geburtsjahrgangs 2021 vollständig gegen Polio geimpft. Das bedeutet jedoch auch, dass über 180.000 Kinder des Geburtsjahrgangs nicht vollständig geimpft waren, und somit keinen ausreichenden Impfschutz gegen Polio hatten.1
Im Einschulungsalter von 6 Jahren (Geburtsjahrgang 2017) waren 88 % aller Kinder in Deutschland vollständig gegen Polio geimpft.1
- Die STIKO empfiehlt die Grundimmunisierung gegen Diphtherie, Tetanus, Pertussis, Polio, Hib und HepB mit 3 Impfstoffdosen im Alter von 2, 4 und 11 Monaten.2 Das verkürzte 2+1-Impfschema gilt seit Juni 2020.1
- Frühgeborene (Geburt vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche) sollen eine zusätzliche Impfdosis im Alter von 3 Monaten erhalten (3+1-Schema).2
- Die Verwendung eines Kombinationsimpfstoffes ist sinnvoll.2
Fazit
Bei Kindern und Jugendlichen liegen die Impfquoten insgesamt auf einem hohen Niveau. Doch häufig werden Impfserien häufig erst später als empfohlen begonnen oder gar nicht abgeschlossen. Somit fehlt vielen Kindern der vollständige Impfschutz vor Erkrankungen. Dabei können Impflücken gravierende Folgen für die einzelnen Menschen und auch die gesamte Bevölkerung haben.1 Das gute Niveau vieler Impfquoten bedeutet daher nicht, dass wir uns entspannt zurücklehnen dürfen.
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Weitere Informationen zu den im Beitrag genannten impfpräventablen Infektionskrankheiten erhalten Sie in den jeweiligen Steckbriefen :
Quellen
- Robert Koch-Institut (RKI). Impfquoten in Deutschland – Ergebnisse aus dem RKI-Impfquotenmonitoring. Epid Bull 2024;50:3-16.
- Robert Koch-Institut (RKI). Empfehlungen der Ständigen Impfkommission beim Robert Koch-Institut 2025. Epid Bull 2025;4:1-75.
DE-NON-04664 02/25
