Die HPV-Impfung immer im Blick, denn HPV macht keine Ferien
Die HPV-Impfung immer im Blick, denn HPV macht keine Ferien
Egal ob zuhause oder im Urlaub im In- oder Ausland: HPV-Infektionen treten weltweit bei Frauen und Männern auf. Behalten Sie daher die HPV-Impfung immer im Blick! Nutzen Sie auch die Zeit vor, während und nach den Ferien und erinnern Sie Ihre Patient:innen aktiv an die HPV-Impfung.
Es ist Sommer und für viele junge Menschen beginnt die Reisezeit. Das ist auch eine gute Gelegenheit altersunabhängig den Impfstatus Ihrer Patient:innen zu prüfen. Zudem können Sie auch an die HPV-Impfung der Partnerin oder des Partners Ihrer Patient:innen erinnern, denn für eine HPV-Impfung gibt es viele gute Gründe.
HPV-Infektionen treten weltweit bei Frauen und Männern auf
Infektionen mit HPV zählen zu den häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen und sind sowohl bei der Frau als auch beim Mann weltweit sehr verbreitet.1 So infizieren sich die meisten sexuell aktiven Menschen mindestens einmal im Leben mit HPV.1 Dies kann sowohl zu Hause als auch auf Urlaubsreisen geschehen. Die Viren können über Mikroverletzungen in Haut und Schleimhaut eindringen und die Epithelzellen infizieren.1 Die Übertragung findet hauptsächlich durch Geschlechtsverkehr oder über orogenitale Sexualpraktiken statt, die Verwendung von Kondomen kann eine HPV-Infektion dabei nicht sicher verhindern, da die Viren im gesamten Genitalbereich vorkommen können.1
In Deutschland erkranken jährlich etwa 6.250 Frauen und ca. 1.600 Männer an HPV-bedingten Karzinomen.1 Der häufigste HPV-induzierte Tumor ist das Zervixkarzinom, an dem in Deutschland 2019 rund 1.600 Betroffene starben.1, 2 Laut einer Studie aus dem Jahr 2017 zur Krankheitslast durch Krebs, Krebsvorstufen und Genitalwarzen, die auf bestimmte HPV-Impfstofftypen zurückzuführen sind, waren HPV-Infektionen bei Männern und Frauen in Europa für einen nennenswerten Anteil von bestimmten Krebserkrankungen u. a. an Vulva, Vagina, Anus und nicht zuletzt Genitalwarzen verantwortlich (Abb. 1).3
Abbildung 1: Schätzung der Inzidenzen bei Männern und Frauen in Europa, basierend auf der Datenbank der IARC (International Agency for Research on Cancer), den Eurostat Population Data sowie weiterer Literatur (mod. von MSD nach Hartwig S et al. 2017)#,3.
Die HPV-Impfung kann je nach verwendetem HPV-Impfstoff bestimmten HPV-assoziierten Krebsvorstufen und Karzinomen der Zervix, Vulva, Vagina und des Anus sowie Genitalwarzen vorbeugen.
HPV: Lebenslanges Infektionsrisiko
Eine HPV-Infektion kann während des gesamten Lebens erfolgen.4, 5 Die Ergebnisse einer weltweiten Metaanalyse zeigte, dass die Anzahl der Krankheitsfälle im Bereich des Anus und der Genitalien aufgrund von HPV-Infektionen bei Frauen zwar ihren Höhepunkt im Alter von unter 25 Jahren erreichte, jedoch auch danach ein Ansteckungsrisiko bestand.4 In einer US-Studie wurde 2013-2014 u.a. die Anzahl der Krankheitsfälle von genitalen HPV-Infektionen bei erwachsenen Männern untersucht. Es zeigte sich eine Spitze der Infektionen im Alter von 28 bis 32 Jahren, gefolgt von einem zweiten Gipfel im Alter von 58 bis 59 Jahren (Abb. 1).5
Abbildung 2: Anzahl der Krankheitsfälle aufgrund einer HPV-Infektion (Prävalenz) bei Frauen und Männern (mod. von MSD nach Bruni L et al. 2010 und Han J et al 2017). 4, 5
HPV-Impfung als wichtigste Präventionsmaßnahme
Die wichtigste Präventionsmaßnahme, um bestimmten HPV-assoziierten Erkrankungen vorbeugen zu können, ist die HPV-Impfung.6 Zur Reduktion der Krankheitslast durch bestimmte HPV-assoziierte Tumoren empfiehlt die STIKO eine frühzeitige Impfung im Alter von 9-14 Jahren. Versäumte Impfungen sollen bis zum Tag vor dem 18. Geburtstag nachgeholt werden.7
HPV-Impfung für Erwachsene: Auch nach dem 18. Lebensjahr noch sinnvoll und wichtig
Wie die STIKO bestätigt, können junge Erwachsene auch nach dem Erreichen des 18. Lebensjahrs noch von einer Impfung profitieren – auch wenn sie bereits infiziert sind.8 Bei Infektionen mit Hochrisiko-HPV-Typen handelt es sich zumeist um vorübergehende Infektionen, die nach 1-2 Jahren nicht mehr nachweisbar sind.1 Ist es zu einer anhaltenden Infektion mit einem Impfstoff-HPV-Typen gekommen, kann ein Schutz gegen diesen durch die Impfung nicht mehr erreicht werden.1 Aber die Impfung kann trotzdem noch einen Schutz vor den anderen in der Impfung enthaltenen HPV-Typen bieten, mit denen man nicht infiziert ist.8
Positive Auswirkung der HPV-Impfung auch bei Frauen über 18
Die Ergebnisse einer schwedischen Studie konnten den Effekt der HPV-Impfung auf das Risiko für Gebärmutterhalskrebs unter Alltagsbedingungen zeigen. Die Studie untersuchte mittels Registerdaten den Zusammenhang zwischen HPV-Impfung und dem Folgerisiko für invasive Zervixkarzinome über einen Zeitraum von 11 Jahren. Die Mädchen und Frauen waren zwischen 10 und 30 Jahren alt und wurden auf Zervixkarzinome bis zu ihrem 31. Geburtstag untersucht. Von 1.672.983 in der Studie eingeschlossenen Mädchen und Frauen erhielten 527.871 mindestens eine HPV-Impfdosis, davon 438.939 vor ihrem 17. Lebensjahr. Die Frauen wurden zwischen 2006 und 2017 nachverfolgt. Bei den Geimpften wurde im Beobachtungszeitraum ein reduziertes Risiko an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken, beobachtet. Besonders stark war dieser Effekt, bei denen, die bereits vor dem Alter von 17 Jahren geimpft wurden. Bei ihnen sank das Risiko, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken, um 88 %. Aber auch bei den Frauen, die im Alter von 20-30 die Impfung erhielten, konnte eine Risikoreduktion um 62 % beobachtet werden.9
Kostenerstattung auch bei Erwachsenen möglich
Für Kinder und Jugendliche im Alter von 9 bis 17 Jahren wird die HPV-Impfung von den gesetzlichen und in der Regel auch von den privaten Krankenversicherungen übernommen.7, 10 Einige Krankenversicherungen haben ihre Leistungen darüber hinaus ausgeweitet und übernehmen die Impfkosten auch für junge Frauen und Männer über 18 Jahren.11, 12 Eine entsprechende Auflistung der Krankenkassen finden Sie hier.
Benötigen Sie noch weitere Informationen zur Abrechnung der HPV-Impfung bei jungen Erwachsenen? In diesem Beitrag haben wir für Sie Tipps zur Abrechnung der HPV-Impfung zusammengestellt.
Für Ihre Patient:innen haben wir als Unterstützung auf entschiedengegenkrebs.de/Kostenerstattung Informationen zusammengestellt, welche gesetzliche Krankenkasse die Kosten der HPV-Impfung bei über 18-jährigen Patient:innen erstatten.
Ob nach dem Abitur oder vor dem Auslandspraktikum: Es gibt gute Gründe, um auch Erwachsene nach dem 18. Lebensjahr gegen HPV zu impfen. Die Impfquoten zeigen jedoch, dass in Deutschland viele Personen, die bereits 18 Jahre alt sind, nicht gegen HPV geimpft sind.13 Im Jahr 2020 lag der Anteil vollständig geimpfter Mädchen im Alter von 18 Jahren nur bei etwa der Hälfte (54,1 %), bei den Jungen war nicht einmal jeder Zehnte (8,1 %) vollständig geimpft.13
Sie können helfen, Immunisierungen nachzuholen, sodass mehr Frauen und Männer von einer Impfung zur Prävention von bestimmten HPV-bedingten Erkrankungen profitieren können und das sowohl zu Hause als auch im Urlaub. Sehen Sie sich daher unsere Maßnahmen-Liste an und machen Sie den Check!
Egal wo das Ziel liegt: Maßnahmen-Liste checken!
- Sprechen Sie die HPV-Impfung bei jeder Gelegenheit an und prüfen Sie den HPV-Impfstatus, unabhängig vom Alter Ihrer Patient:innen.
- Erinnern Sie Ihre Patient:innen auch an die HPV-Impfung der Partner:innen.
Viele gesetzliche und auch private Krankenversicherungen erstatten die Kosten für die HPV-Impfung auch für erwachsene Frauen und Männer.
Noch mehr Informationen zur HPV-Impfung über 18 finden Sie in diesem Beitrag.
Mehr zum Effekt der HPV-Impfung auf das Risiko, an einem Zervixkarzinom zu erkranken, finden Sie hier.
Anmerkungen
#Europa = 31 Länder, für die die EMA (European Medicines Agency) zuständig ist, sowie die Schweiz. Die angegebenen Zahlen basieren auf einem Bericht zur Schätzung der jährlichen HPV-assoziierten Neuerkrankungen in Europa für das Jahr 2015. Die Schätzung basiert auf der Cancer Incidence in Five Continents (CI5) Volume X Datenbank der Jahre 2003 – 2007 der IARC (International Agency for Research on Cancer) sowie den Eurostat Population Data für 2015. Für die Schätzung der Inzidenz der Krebsvorstufen wurden Publikationen der Jahre 2004 – 2006 und 2009 – 2011 genutzt. Zur Schätzung der Inzidenz im Jahr 2015 wurden aktuelle Bevölkerungszahlen der genannten europäischen Länder herangezogen. Angegeben sind jeweils die in der Publikation geschätzte mittlere Anzahl an neuen HPV-assoziierten Karzinomen sowie der geschätzten Range der Anzahl an neuen HPV-assoziierten Krebsvorstufen und Genitalwarzen. Hier sind die Zahlen für Krebsarten und Krebsvorstufen angegeben, die durch alle HPV-Typen verursacht werden können.
Abkürzungen
EMA: European Medicines Agency
HPV: Humane Papillomviren
IARC: International Agency for Research on Cancer
KI: Konfidenzintervall
KV: Kassenärztliche Vereinigung
STIKO: Ständige Impfkommission
Quellen
- RKI. RKI-Ratgeber Humane Papillomviren [eingesehen am 17.05.24]. Verfügbar unter: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_HPV.html.
- Zentrum für Krebsregisterdaten. Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) [eingesehen am 03.05.24]. Verfügbar unter: https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Gebaermutterhalskrebs/gebaermutterhalskrebs_node.html.
- Hartwig S et al. Estimation of the overall burden of cancers, precancerous lesions, and genital warts attributable to 9-valent HPV vaccine types in women and men in Europe. Infect Agent Cancer 2017; 12:19.
- Bruni L et al. Cervical human papillomavirus prevalence in 5 continents: meta-analysis of 1 million women with normal cytological findings. J Infect Dis 2010; 202(12):1789–99.
- Han JJ et al. Prevalence of Genital Human Papillomavirus Infection and Human Papillomavirus Vaccination Rates Among US Adult Men: National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES) 2013-2014: (inkl. Supplementary Online Content). JAMA Oncol 2017; 3(6):810–6.
- Robert Koch-Institut (RKI). RKI-Ratgeber Humane Papillomviren: Stand: Dezember 2022. Epid Bull 2022; 48: 13-15.
- Robert Koch-Institut (RKI). Ständige Impfkommission: Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut 2024: Epid Bull 2024;4:1- 72.
- Robert Koch-Institut. Antworten auf häufig gestellte Fragen (FAQ) zu Erreger und Impfung [eingesehen am 17.05.24]. Verfügbar unter: https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Impfen/HPV/FAQ-Liste_HPV_Impfen.html.
- Lei J et al. HPV Vaccination and the Risk of Invasive Cervical Cancer. N Engl J Med 2020; 383(14):1340–8.
- Gemeinsamer Bundesausschuss (GBA). Richtlinie über Schutzimpfungen (Stand März 2024). Verfügbar unter: https://www.g-ba.de/richtlinien/60/.
- Debeka BKK. Schutzimpfungen [eingesehen am 17.05.24]. Verfügbar unter: https://www.debeka-bkk.de/leistungen-und-services/leistungen-a-z/schutzimpfungen/.
- Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen. Vereinbarung über die Durchführung von HPV-Impfungen als Satzungsleistung mit der AOK Niedersachsen (AOKN) [eingesehen am 17.05.24]. Verfügbar unter: https://www.kvn.de/Mitglieder/Publikationen/Rundschreiben/KVN+Rundschreiben+Dezember+2023/Vereinbarung+%C3%BCber+die+Durchf%C3%BChrung+von+HPV_Impfungen+als+Satzungsleistung+mit+der+AOK+Niedersachsen+%28AOKN%29-p-29282.html.
- Robert Koch-Institut (RKI). Impfquoten von Kinderschutzimpfungen in Deutschland – aktuelle Ergebnisse aus der RKI-Impfsurveillance: Stand: Dezember 2022. Epid Bull 2022; 48: 1-28.
DE-NON-05661 06/2024