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Auf den Punkt gebracht: Pneumokokken-Infektionen bei Kindern

Auf den Punkt gebracht: Pneumokokken-Infektionen bei Kindern

Welche Rolle spielen Pneumokokken-Infektionen insbesondere bei Kindern? Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Mittelohrentzündungen und einem Antibiotikaengpass? Und wie lauten die Impfempfehlungen gegen Pneumokokken von der Ständigen Impfkommission (STIKO)? Hier erfahren Sie es!

Impfstoff für eine Säuglingsimpfung wird aufgezogen, im Hintergrund liegt der zu impfende Säugling.

Basiswissen: Das kleine 1×1 der Pneumokokken-Infektion

Pneumokokken-Erkrankungen sind symptomatische Infektionen, die durch Streptococcus pneumoniae (S. pneumoniae), kurz Pneumokokken, ausgelöst werden.1 Pneumokokken besiedeln überwiegend symptomlos den Nasen-Rachen-Raum des Menschen. Bei lokaler Ausbreitung können Pneumokokken aber zu akuten Infekten der oberen (z. B. Entzündung der Nasennebenhöhlen [Sinusitis] oder des Mittelohrs [akute Otitis media, AOM]) und unteren Atemwege (Lungenentzündung [Pneumonie]) führen.2

Zu den besonders schwerwiegenden Folgen einer Pneumokokken-Infektion zählen invasive Pneumokokken-Erkrankungen (IPD; z. B. Bakteriämien und Hirnhautentzündung [Meningitiden]), bei denen der Erreger in normalerweise sterilen Körperflüssigkeiten nachweisbar ist.1

Infektionswelle in Zeiten des Antibiotikaengpasses

Im Praxisalltag kommen Antibiotika häufig bei HNO-Infektionen zum Einsatz.8 Ende 2022 kam es in Deutschland zu einer saisonal frühen und starken Zunahme akuter und schwerer Atemwegsinfektionen durch u. a. Pneumokokken – zum Teil sogar mit neuen saisonalen Spitzenwerten seit 2017. Zum Jahreswechsel 2022/2023 ging die Zahl invasiver bakterieller Infektionen zunächst zurück, bevor sie Ende Januar 2023 erneut anstieg.9

Angespannte Antibiotika-Versorgungssituation vor allem bei Kindern

Die beobachtete Infektionswelle ging mit signifikant höheren Erkrankungszahlen einher als vergleichbare vorherige Zeiträume, weshalb es wichtig ist, Antibiotika maßvoll und leitliniengetreu einzusetzen, um Versorgungslücken möglichst zu vermeiden. In der ambulanten Versorgung ist die Versorgungssituation mit verschiedenen Antibiotika angespannt, vor allem bei Kindern, wie Berichte von Fachgesellschaften nahelegen.10

Empfehlung: schwere Krankheitsverläufe bestmöglich unterbinden

Um schwere Krankheitsverläufe bestmöglich zu vermeiden, wird im Kontext des Antibiotikaengpasses nachdrücklich eine entsprechende Impfung, im speziellen die Pneumokokken-Impfung bei Kleinkindern, empfohlen.10 Auch in Zusammenhang mit den gestiegenen Infektionszahlen weist das Robert Koch-Institut (RKI) darauf hin, dass u. a. die Vervollständigung der Impfungen gegen Pneumokokken und Influenza entsprechend den aktuellen STIKO-Empfehlungen das Infektionsrisiko verringern kann.9

Wie das Infektionsrisiko verringert werden kann

Das vorrangige Ziel der Impfung aller Kinder bis zu einem Alter von 24 Monaten gegen Pneumokokken ist es, die Erkrankungshäufigkeit von IPD und die daraus entstehenden Folgen wie Krankenhauseinweisung, Behinderung und Tod zu vermindern. Zur Vorbeugung von Pneumokokken-Erkrankungen empfiehlt die STIKO u. a. die generelle Säuglingsimpfung gegen Pneumokokken ab dem Alter von 2 Monaten.11

Unser Fazit für Sie

Pneumokokken können bei Kindern u. a. Mittelohrentzündungen verursachen, aber auch schwere Verläufe sind möglich, die beispielsweise zu einer Blutvergiftung führen können.2 Zur Behandlung von Pneumokokken-Erkrankungen kann die Gabe von Antibiotika erforderlich sein8 – mögliche Engpässe in der Verfügbarkeit sind hierbei zu beachten10. Die Pneumokokken-Impfung kann dazu beitragen, die Krankheitslast bei Kindern zu verringern. Das vorrangige Ziel der Impfung aller Kinder bis zu einem Alter von 24 Monaten gegen Pneumokokken ist es, die Erkrankungshäufigkeit von IPD und die daraus entstehenden Folgen wie Krankenhauseinweisung, Behinderung und Tod zu vermindern.11

Quellen

  1. European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC). Fact sheet about pneumococcal disease. Stand: 28.11.2023. https://www.ecdc.europa.eu/en/pneumococcal-disease/Facts [eingesehen am 05.06.2024].
  2. Robert Koch-Institut (RKI). Schutzimpfung gegen Pneumokokken: Häufig gestellte Fragen und Antworten. Stand: 23.04.2024. https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Impfen/Pneumokokken/FAQ-Liste_Pneumokokken_Impfen.html [eingesehen am 05.06.2024].
  3. Gierke R et al. Pneumococcal Disease. Aus: Epidemiology and Prevention of Vaccine-Preventable Diseases. The Pink Book: Course Textbook – 14th Edition (2021). Herausgeber: Centers for Disease Control and Prevention.
  4. Pletz MW, Bahrs C. Pneumokokkenimpfstoffe. Internist (Berl). 2021;62(8):807-815. DOI: 10.1007/s00108-021-01100-2.
  5. Danishyar A, Ashurst JV. Acute Otitis Media. In: StatPearls. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; January 21, 2022.
  6. Hu T et al. Incidence of acute otitis media in children < 16 years old in Germany during 2014–2019. BMC Pediatr. 2022;22(1):204. DOI: 10.1186/s12887-022-03270-w.
  7. Centers for Disease Control and Prevention (CDC). Pneumococcal Disease – Symptoms and Complications. Stand: 06.02.2024. https://www.cdc.gov/pneumococcal/signs-symptoms/ [eingesehen am 05.06.2024].
  8. Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V. (DGHNO-KHC). S2K-Leitlinie Antibiotikatherapie bei HNO-Infektionen. AWMF-Register-Nr. 017/066. Stand 15.07.2019; gültig bis 15.07.2024. https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/017-066 [eingesehen am 05.06.2024].
  9. Robert Koch-Institut (RKI). Update: Anstieg bakterieller Infektionen durch Gruppe-A-Streptokokken, Pneumokokken und Haemophilus influenzae in Deutschland seit Ende 2022. Epid Bull 2023;8:1-44.
  10. Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Informationen des BfArM zur eingeschränkten Verfügbarkeit von Antibiotika – insbesondere für Kinder. Stand 07.05.2024. https://www.bfarm.de/DE/Arzneimittel/Arzneimittelinformationen/Lieferengpaesse/Antibiotika.html [eingesehen am 05.06.2024].
  11. Robert Koch-Institut (RKI). Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) am RKI 2023. Epid Bull 2024;4:1-72.

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