Chefsache: Impfschutz für medizinisches Personal

Chefsache: Impfschutz für medizinisches Personal

Wie wichtig ein optimaler Impfschutz für medizinisches Personal ist, verdeutlichen u. a. die steigende Zahl an Patienten mit schweren Grunderkrankungen und die COVID-19-Pandemie. Eine kompakte Zusammenfassung der Impfempfehlungen für medizinisches Personal finden Sie hier.

Chefsache: Impfschutz für medizinisches Personal

Mitarbeiter im Gesundheitsdienst haben ein erhöhtes Risiko, sich bei Patienten mit Infektionskrankheiten anzustecken und die Infektion auf Patienten und Kollegen zu übertragen. Ziel der Impfung von medizinischem Personal ist es, sowohl die Mitarbeiter selbst als auch die Patienten bestmöglich vor impfpräventablen Erkrankungen zu schützen und die Infrastruktur des Gesundheitssystems aufrechtzuerhalten.

Vollständiger Impfschutz für medizinisches Personal – Was heißt das konkret?

Impfungen zählen zu den wichtigsten medizinischen Vorsorgemaßnahmen. Ein umfassender Impfschutz setzt sich zusammen aus den Grundimmunisierungen, Standardimpfungen, Auffrischimpfungen und den Impfungen aufgrund von individuellen oder beruflichen Indikationen. Für medizinisches Personal empfiehlt die STIKO wegen des erhöhten beruflichen Risikos Impfungen gegen Masern, Mumps, Röteln (MMR), Varizellen, Influenza, Hepatitis A (HAV), Hepatitis B (HBV), Pertussis und Poliomyelitis. Im Folgenden bekommen Sie einen Überblick über die aktuellen Impfempfehlungen für Mitarbeiter im Gesundheitswesen mit einem erhöhten beruflichen Expositionsrisiko.

Impfempfehlung für medizinisches Personal:
MMR und Varizellen

Grundsätzlich sollte gemäß STIKO-Empfehlung das gesamte medizinische Personal nach dem folgenden Schema gegen Masern, Mumps, Röteln (MMR) und Varizellen (V) geimpft sein:

Das Masernschutzgesetz gibt vor, dass alle nach 1970 geborenen Beschäftigten in folgenden medizinischen Einrichtungen bis zum 31. Juli 2021 einen Nachweis über die Masernimpfung vorlegen müssen, auch wenn sie keinen direkten Patientenkontakt haben:

  • Arztpraxen (auch Homöopathen), Zahnarztpraxen, Praxen sonstiger humanmedizinischer Heilberufe,
  • Krankenhäuser, Dialyseeinrichtungen, Tageskliniken, Entbindungseinrichtungen, Einrichtungen für ambulantes Operieren,
  • Vorsorge- oder Rehabilitationseinrichtungen, in denen eine den Krankenhäusern vergleichbare medizinische Versorgung erfolgt,
  • Behandlungs- oder Versorgungseinrichtungen, die mit einer der genannten Einrichtungen vergleichbar sind,
  • Einrichtungen des öffentlichen Gesundheitsdienstes, in denen medizinische Untersuchungen, Präventionsmaßnahmen oder ambulante Behandlungen durchgeführt werden,
  • ambulante Pflegedienste, die ambulante Intensivpflege in Einrichtungen, Wohngruppen oder sonstigen gemeinschaftlichen Wohnformen erbringen, sowie Rettungsdienste.

Impfungen für medizinisches Personal: HAV, HBV, Pertussis und Poliomyelitis

Aufgrund des erhöhten beruflichen Expositionsrisikos empfiehlt die STIKO:

  • die Impfung gegen Hepatitis A u. a. für Personen* im Gesundheitsdienst (inkl. Sanitäts- und Rettungsdienst, Küche, Labor, technischer und Reinigungsdienst, psychiatrische und Fürsorgeeinrichtungen). Die Grundimmunisierung und Auffrischimpfung erfolgen dabei jeweils gemäß den Angaben in den Fachinformationen.
  • die Impfung gegen Hepatitis B für Personal* in medizinischen Einrichtungen (einschließlich Labor- und Reinigungspersonal), Sanitäts- und Rettungsdienst, betriebliche Ersthelfer, Polizisten und Personal von Einrichtungen, in denen eine erhöhte Prävalenz HBV-Infizierter zu erwarten ist (z. B. Einrichtungen für Menschen mit Behinderung, Asylbewerberheime, Gefängnisse).** Die Grundimmunisierung und Auffrischung der Impfungen sowie Informationen rund um die Bestimmung der Anti-HBV-Titer finden Sie in der STIKO-Impfempfehlung 2020/2021.
  • die Gabe einer Pertussis-Impfstoffdosis alle 10 Jahre für Personal im Gesundheitsdienst und in Gemeinschaftseinrichtungen.
  • die Impfung gegen Poliomyelitis u. a. für medizinisches Personal, das engen Kontakt zu Erkrankten haben kann, Personal in Laboren mit Infektionsrisiko. Fehlende Impfungen der Grundimmunisierung sollen mit einer inaktivierten Polio-Vakzine (IPV) nachgeholt werden (ggf. als Kombinationsimpfstoff). Besteht das Expositionsrisiko weiterhin, sollten alle 10 Jahre Auffrischimpfungen erfolgen.

Jährliche Influenza-Impfung – gerade in Zeiten von COVID-19 wichtig

Zum individuellen Schutz der Mitarbeiter sowie der Patienten empfiehlt die STIKO für medizinisches Personal die jährliche Influenza-Impfung. Zum einen hat diese Berufsgruppe häufig Kontakt zu akut Erkrankten und daher ein erhöhtes Infektionsrisiko. Gleichzeitig ist medizinisches Personal eine potenzielle Infektionsquelle für die von ihnen betreuten Patienten mit einem erhöhten Risiko für schwerwiegende Krankheitsverläufe.

Auch in der aktuellen Pandemiesituation ist die Impfung gegen Atemwegserkrankungen wie Influenza und Pneumokokken wichtig für die Pandemiekontrolle – insbesondere in der kalten Jahreszeit. Ohne zusätzliche diagnostische Maßnahmen kann anhand der Symptome nicht immer mit ausreichender Sicherheit zwischen COVID-19 und anderen Erkrankungen der Atemwege unterschieden werden. Zur Prävention der Weitergabe der Influenza in Krankenhäusern, Pflege- und Senioreneinrichtungen ist eine hohe Impfquote in den besonders exponierten und epidemiologisch bedeutsamen Berufsgruppen erstrebenswert. Hierzu zählen ärztliches und pflegerisches Personal, aber auch andere Mitarbeiter im Gesundheitswesen.

Chefsache: Impfschutz für medizinisches Personal
Chefsache: Impfschutz für medizinisches Personal

Tipps zur Steigerung der Impfakzeptanz

Die Aufklärung über die Gefahren durch impfpräventable Erkrankungen für Beschäftigte im Gesundheitsdienst und für die von ihnen betreuten Personen ist wichtig für die Akzeptanz von beruflich indizierten Impfungen. Letztlich entscheiden die Mitarbeiter selbst, ob sie sich impfen lassen möchten oder nicht. Regelmäßige niedrigschwellige Impfangebote und die Etablierung eines Systems für die routinemäßige Impferinnerung können dazu beitragen, die Impfquoten zu erhöhen. Personal, das nicht ausreichend geimpft ist, sollte laut STIKO nicht in Risikobereichen arbeiten.

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Quellen

  1. Robert Koch-Institut (RKI). Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut 2020/2021. Epid Bull 2020;34:1-65.
  2. Robert Koch-Institut (RKI). Empfehlung und wissenschaftliche Begründung für die Angleichung der beruflich indizierten Masern-Mumps-Röteln-(MMR-) und Varizellen-Impfung. Epid Bull 2020;2:1-26.
  3. Robert Koch-Institut (RKI). Die Pandemie in Deutschland in den nächsten Monaten – Ziele, Schwerpunktthemen und Instrumente für den Infektionsschutz. Strategie-Ergänzung, Stand 13.10.2020. https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/nCoV_node.html [eingesehen am 10.12.2020].
  4. Maltezou HC, et al. Vaccination of healthcare workers: is mandatory vaccination needed? Expert Rev Vaccines. 2019;18(1):5-13. DOI: 10.1080/14760584.2019.1552141.
  5. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Masernschutzgesetz für Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen. Häufige Fragen zum Masernschutzgesetz. https://www.masernschutz.de/beschaeftigte-in-einrichtungen.html [eingesehen am 10.12.2020].
  6. Robert Koch-Institut (RKI). OKaPII: Influenza-Impfquoten- Monitoring im Krankenhaus. Epid Bull 2019;44:467-469.
  7. Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Verordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge (ArbMedVV) 2019. https://www.bmas.de/DE/Themen/Arbeitsschutz/Arbeitsmedizinische-Vorsorge/arbeitsmedizinische-vorsorge.html [eingesehen am 10.12.2020].

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