„Ich impfe mein Kind doch nicht schon mit 9 Jahren gegen HPV!“

„Ich impfe mein Kind doch nicht schon mit 9 Jahren gegen HPV!“

Die Aufklärung und Überzeugung impfskeptischer Eltern kann Ärzte vor große Herausforderungen stellen. Dass das präventive Potential der HPV-Impfung in Deutschland weiterhin nicht ausreichend wahrgenommen wird, zeigen die Impfquoten von Mädchen und Jungen.1

47,2 % der 15-jährigen Mädchen und 5,1 % der 15-jährigen Jungen in Deutschland waren 2019 vollständig gegen HPV geimpft.1 Umso wichtiger ist es, Eltern von der Relevanz und dem Potential der HPV-Impfung zu überzeugen.

Studien zeigen, dass die Empfehlung des Arztes für die HPV-Impfung ein wichtiger Faktor für die Akzeptanz der Impfung ist. Zudem kann für Eltern unzureichendes Wissen über die HPV-Impfung eine Barriere darstellen.2 In der Bilderserie sind kurze Antworten auf die häufigsten Bedenken zusammengetragen. Dies kann Ihnen im Gespräch helfen, Vorurteile abzubauen, Fragen zu klären, das nötige Wissen zu vermitteln und falls nötig, Ihre Empfehlung für die Impfung mit Argumenten zu untermauern.

„Ich impfe mein Kind doch nicht schon mit 9 Jahren gegen HPV!“

In Deutschland bewertet das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) die Sicherheit von Impfstoffen. Seit der Empfehlung für die HPV-Impfung im Jahr 2007 wurden keine schweren unerwünschten Wirkungen gemeldet, die ursächlich in Zusammenhang mit der HPV-Impfung standen. Die häufigsten Reaktionen auf die Impfung sind Schmerzen, Rötungen oder eine Schwellung an der Einstichstelle.3 Bei geimpften Personen kann es auch zu Kopf- oder Muskelschmerzen, Fieber, Magen-Darm-Beschwerden, Schwindel und Müdigkeit kommen. Diese Beschwerden sind in der Regel nur von kurzer Dauer.4 Kreislaufreaktionen wie Schwindel oder „Schwarz-Werden-Vor-Den-Augen“ lassen sich bei Jugendlichen in vergleichbarem Maße auch bei anderen Impfungen beobachten (z. B. der Auffrischimpfung für Tetanus-Diphterie-Pertussis-Polio). Die Impfung sollte daher nicht im Stehen durchgeführt werden. Die Kreislaufreaktion ist meist Ausdruck von Angst bzw. Stress im Zusammenhang mit der Impfung.3

Seit der Zulassung von HPV-Impfstoffen im Jahr 2006 werden Daten zur Sicherheit der Impfstoffe kontinuierlich gesammelt. Das globale Beratungskomitee für die Sicherheit von Impfstoffen (GACVS) der WHO führte eine erste Überprüfung dieser Daten im Jahr 2007 und im Anschluss in den Jahren 2008, 2009, 2013, 2014 und 2015 durch. Der Bewertung aus dem Jahr 2017 liegen mehr als 270 Mio. Impfdosen zugrunde. Die Impfung wird als gut verträglich eingestuft.5 Weltweit wurden mittlerweile mehr als 500 Mio. Dosen ausgeliefert.6

„Ich impfe mein Kind doch nicht schon mit 9 Jahren gegen HPV!“

Persistierende HPV-Infektionen können nicht nur zu Gebärmutterhalskrebs führen, sondern auch andere bestimmte HPV-bedingte Krebserkrankungen wie z. B. Krebserkrankungen des Anus bei Frauen und Männern auslösen.7 In Deutschland erkranken pro Jahr zwischen 1.600 und 2.300 Männer an bestimmten HPV-bedingten Krebserkrankungen.

Studiendaten zeigten, dass die HPV-Impfung bei Jungen bzw. Männern eine gute Effektivität gegen HPV-Infektionen und höhergradige anale intraepitheliale Neoplasien (AIN) aufwies, sofern die Studienteilnehmer zum Zeitpunkt der Impfung HPV-naiv waren.7 Modellierungen zeigten zudem, dass es durch die Impfung von Jungen zu einer Reduktion von HPV-bedingten Krebserkrankungen in beiden Geschlechtern kommen kann.7

„Ich impfe mein Kind doch nicht schon mit 9 Jahren gegen HPV!“

HPV wird zumeist beim Sexualkontakt übertragen, allerdings nicht ausschließlich. Bestimmte HPV-Typen kommen neben den Schleimhäuten auch auf der Haut im Genital- und Analbereich vor. Kondomnutzung kann zwar die Gefahr einer Infektion verringern, aber durch sehr engen Körperkontakt, wie zum Beispiel beim Petting, Küssen oder Streicheln, kann es – trotz Kondomnutzung beim Geschlechtsverkehr – zu einer Übertragung kommen.3

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Damit die Wirkung der HPV-Impfung am effektivsten ist, sollte diese vor dem ersten Kontakt mit HPV erfolgen.3 Die STIKO empfiehlt die Impfung gegen bestimmte HPV-bedingte Krebserkrankungen daher für Jungen und Mädchen ab einem Alter von 9–14 Jahren8 – also bevor bei Kindern und Jugendlichen die Pubertät beginnt. Zudem reagiert das Immunsystem umso besser auf die Impfung, je jünger die geimpfte Person ist.3

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Die Anzahl der Impfdosen und die Abstände zwischen den einzelnen Dosen zugelassener Impfstoffe basieren auf den Ergebnissen der klinischen Studien für den jeweiligen Impfstoff. In Studien mit HPV-Impfstoffen konnte gezeigt werden, dass zwei Dosen HPV-Impfstoff, die Jugendlichen im Alter von 9–14 Jahren im Abstand von mindestens sechs Monaten verabreicht wurden, mindestens genauso gut funktionierten wie drei Dosen, die älteren Jugendlichen und jungen Erwachsenen verabreicht wurden.

Für Jugendliche, die die Serie erst im Alter von 15 Jahren begonnen haben, liegen keine Daten für eine Impfserie mit lediglich zwei Impfdosen vor.9 Die zwei unterschiedlichen Impfserien und die empfohlenen Impfabstände sollen dafür sorgen, dass die Impfung in beiden Altersgruppen eine ausreichende Immunantwort auslöst.

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Eine bundesweite Impfempfehlung gegen HPV für Personen ab 18 Jahren liegt nicht vor. Die STIKO weist jedoch darauf hin, dass auch ungeimpfte Frauen und Männer ab 18 Jahren von einer Impfung gegen HPV profitieren können. Falls es bereits zu einer persistierenden Infektion mit einem bestimmten HPV-Typ gekommen ist, kann die Impfung gegen diesen HPV-Typ keinen Schutz mehr bieten. Jugendliche und Erwachsene können sich dennoch auch nach dem ersten Sex gegen HPV impfen lassen.

Die Impfung kann weiteren HPV-Infektionen durch andere bestimmte HPV-Typen vorbeugen.3 Die Kosten für eine Impfung gegen HPV wird bis zum Alter von 17 Jahren von den Krankenkassen übernommen. Einige Krankenversicherungen haben ihre Leistungen darüber hinaus ausgeweitet und übernehmen die Impfkosten auch für junge Frauen und Männer über 18 Jahre. Es liegt in der Verantwortung des Arztes, Patienten nach individueller Prüfung auf Nutzen und Risiken der Impfung hinzuweisen.8

Quellen

  1. Robert Koch-Institut. Impfquoten von Kinderschutzimpfungen in Deutschland – aktuelle Ergebnisse aus der RKI-Impfsurveillance. Epid Bull 2021; 49: 18
  2. Attia AC et al. On surmounting the barriers to HPV vaccination: We can do better. Ann Med 2018; 50(3):209–25.Attia AC et al. On surmounting the barriers to HPV vaccination: We can do better. Ann Med 2018; 50(3):209–25.
  3. Robert Koch-Institut. Antworten auf häufig gestellte Fragen (FAQ) zu Erreger und Impfung; 2022 [abgerufen am 07.09.2022]. Verfügbar unter: https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Impfen/HPV/FAQ-Liste_HPV_Impfen.html.
  4. HPV-Impfung bei Jugendlichen [abgerufen am 07.09.2022]. Verfügbar unter: https://www.impfen-info.de/impfempfehlungen/fuer-jugendliche-12-17-jahre/hpv-humane-papillomaviren.
  5. Safety of HPV vaccines. Extract from report of GACVS meeting of 7-8 June 2017 [abgerufen am 07.09.2022]. Verfügbar unter: https://www.who.int/groups/global-advisory-committee-on-vaccine-safety/topics/human-papillomavirus-vaccines/safety.
  6. MSD, interne Daten.
  7. Robert-Koch-Institut. Wissenschaftliche Begründung für die Empfehlung der HPV-Impfung für Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren. Epid Bull 2018; 26:233–54.
  8. Ständige Impfkommission: Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut 2022. Epid Bull 2022; 4: 3–66.
  9. Fachinformation GARDASIL® 9

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