6-fach-Impfung für Kinder: Auf der Zielgeraden?

6-fach-Impfung für Kinder: Auf der Zielgeraden?

Jährlich werden die Impfquoten der durch die STIKO empfohlenen Kinderschutzimpfungen veröffentlicht.1 Was verraten die Impfstatuserhebung bei den Schuleingangsuntersuchungen und die Daten der Impfsurveillance der Kassenärztlichen Vereinigungen über den Impfschutz der Kinder?

Positive Entwicklung der Impfquoten

(K)ein Grund sich zurückzulehnen?

Tetanus, Diphtherie, Pertussis, Polio, Hib und HepB: Spät dran

Ziele verfehlt

STIKO-Empfehlung zur 6-fach Impfung kurz und knapp

Positive Entwicklung der Impfquoten

Grundsätzlich sind die Impfquoten bei den meisten der lang etablierten Impfungen zum Zeitpunkt der Schuleingangsuntersuchungen auf einem guten Niveau. Die COVID-19-Pandemie beeinflusste die Inanspruchnahme von Impfungen für Kinder und Jugendliche nicht negativ.1

(K)ein Grund sich zurückzulehnen?

Das gute Niveau vieler Impfquoten bedeutet leider nicht, dass wir uns entspannt zurücklehnen können. Bei allen Impfungen wurden die empfohlenen Alterszeitpunkte nicht eingehalten, Impfserien blieben unvollständig und einige Kinder erhielten manche Impfungen gar nicht. Dabei werden junge Kinder schon durch ein zu spätes Impfen unnötig lang einer Infektionsgefahr ausgesetzt. Zu spätes oder unvollständiges Impfen erhöht zudem das Risiko einer Weiterverbreitung des Erregers.1

Tetanus, Diphtherie, Pertussis, Polio, Hib und HepB: Spät dran

Bei Kindern in sehr jungem Alter sind die Impfquoten für die Standardimpfungen gegen Tetanus, Diphtherie, Pertussis (Keuchhusten), Poliomyelitis (Polio; Kinderlähmung), H. influenzae Typ b (Hib) und Hepatitis B (HepB) nur moderat. Diese Impfungen werden zwar in der Regel bis zum Alter der Schuleingangsuntersuchung nachgeholt – allerdings nicht bei allen Kindern. Somit bestehen nach wie vor Impflücken.1

Der Abschluss der Impfserien zur Grundimmunisierung gegen Tetanus, Diphtherie, Pertussis, Polio und Hib erfolgte bei nur 82 % aller Kinder bis zum Ende des 2. Lebensjahres. 77 % der geimpften Kinder wurden mit 4 Impfstoffdosen und 4 % wurden nach dem 2+1-Schema geimpft.1

Gut zu Wissen
In die aktuelle Auswertung der Impfquoten bei Kindern und Jugendlichen in Deutschlandflossen Daten aus der Impfstatuserhebung bei den Schuleingangsuntersuchungen von 2008 – 2020 und Daten der Impfsurveillance der Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) aus den Jahren 2008 – 2022.1

Ziele verfehlt

Die dreimalige Impfung gegen Diphtherie, Tetanus und Pertussis (DTP3) im Alter von 15 Monaten wird als internationaler Indikator und wichtiges Kriterium für die Qualität des Routine-Impfsystems herangezogen. Bundesweit lag die DTP3-Impfquote bei 90,5 %.*,1

Bis zum Alter von 15 Monaten haben 6,5 % der Kinder mit begonnener DTP-Impfung die 3. Impfung noch nicht erhalten.* Die Europäische Region der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat eine DTP-„Abbruchquote“ von < 5 % bis zum Jahr 2020 angestrebt – somit hat Deutschland dieses Ziel auch für das Jahr 2021 verfehlt.1

Ein weiterer wichtiger internationaler Indikator stellt die Impfung gegen Polio mit 3 Impfstoffdosen im Alter von 15 Monaten dar (POL3). Dieser Wert dient der WHO für die Einschätzung des Risikos für die Weiterverbreitung eines eingeschleppten Poliovirus in der Bevölkerung.1 Die angestrebte Impfquote von mindestens 95 % wurde bisher in keinem der untersuchten Geburtsjahrgänge 2008 – 2019 erreicht. Sie lag bundesweit bei 90,4 %*, mit regional teils großen Unterschieden.1

  • Die STIKO empfiehlt die Grundimmunisierung gegen Diphtherie, Tetanus, Pertussis, Polio, Hib und HepB mit 3 Impfstoffdosen im Alter von 2, 4 und 11 Monaten.2 Das verkürzte 2+1-Impfschema gilt seit Juni 2020.1
  • Frühgeborene (Geburt vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche) sollen eine zusätzliche Impfdosis im Alter von 3 Monaten erhalten (3+1-Schema).2
  • Die Verwendung eines Kombinationsimpfstoffes ist sinnvoll.2

Fazit
Für die meisten der etablierten Impfungen sind die Impfquoten zum Zeitpunkt der Schuleingangsuntersuchung auf einem guten Niveau. Doch bei allen untersuchten Standardimpfungen wurden die empfohlenen Alterszeitpunkte nicht eingehalten und Impfserien nicht vervollständigt. Einige Kinder erhielten manche Impfungen gar nicht. Junge Kinder werden durch ein zu spätes Impfen unnötig lang einer Infektionsgefahr ausgesetzt.1 Das gute Niveau vieler Impfquoten bedeutet daher nicht, dass wir uns entspannt zurücklehnen dürfen.

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Weitere Informationen zu den im Beitrag genannten impfpräventablen Infektionskrankheiten erhalten Sie hier:

* Daten aus Analysen von Abrechnungsdaten der Kassenärztlichen Vereinigungen, Impfquoten mit 15 Monaten, Geburtsjahrgang 2019 (Stand: 1. Quartal 2022).1

Quellen

  1. Robert Koch-Institut (RKI). Impfquoten von Kinderschutzimpfungen in Deutschland – aktuelle Ergebnisse aus der RKI-Impfsurveillance. Epid Bull 2022;48:3-25.
  2. Robert Koch-Institut (RKI). Empfehlungen der Ständigen Impfkommission beim Robert Koch-Institut 2023. Epid Bull 2023;4:3-68.

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